LESERFRAGEN EXPERTENTELEFON „OSTEOPOROSE“ am 13.03.2013

Die wichtigsten Leserfragen beim Expertentelefon „Osteoporose“

 

 

 

 

 

 

 

Meine Mutter sieht so zerbrechlich aus, dass ich fürchte, sie könnte Osteoporose haben. Wie kann man das testen lassen?

  • Dr. med. Christian Guhl, Facharzt für Orthopädie und Sportmedizin, Rösrath: Erkundigen Sie sich zum Beispiel bei der Ärztekammer nach Spezialisten für Osteoporose. Der Arzt, der Ihre Mutter dann untersucht, kann durch gezielte Fragen und eine körperliche Untersuchung das Erkrankungsrisiko einschätzen. Aufgrund dieser Einschätzung wird er entscheiden, ob eine Knochendichtemessung durchzuführen ist. Diese Messung sollte möglichst mit einem DEXA-Gerät erfolgen, da diese Methode am weitesten verbreitet ist und spätere Kontrollen des Befundes überall problemlos möglich sind. Die Untersuchung tut nicht weh und hat nur eine minimale Strahlenbelastung. Wenn die DEXA-Untersuchung auf eine Osteoporose hindeutet, schließen sich eine Blut- und eine Röntgenuntersuchung der Wirbelsäule an.

Nach dem Bruch eines Brustwirbels wurden meine Beschwerden bislang nur mit Schmerzmitteln behandelt. Doch jetzt meinte eine Freundin, wahrscheinlich sollte ich Medikamente gegen Osteoporose nehmen. Kann das sein?

  • Dr. Guhl: Wenn der Bruch nicht durch einen heftigen Sturz oder Aufprall verursacht wurde, besteht der dringende Verdacht auf das Vorliegen einer Osteoporose. Es kommen auch noch andere Erkrankungen infrage, aber Osteoporose ist in diesem Fall am wahrscheinlichsten. Lassen Sie also unbedingt eine Untersuchung durchführen, mit der abgeklärt wird, ob Sie Medikamente gegen Osteoporose brauchen.

Sollte jede Frau ab einem gewissen Alter Calcium und Vitamin D einnehmen, oder gilt das nur für bestimmte Risikogruppen?

  • Dr. Guhl: Nach der Menopause setzt bei vielen Frauen ein beschleunigter Knochenschwund ein. Daher sollten Sie spätestens dann auf eine ausreichende Zufuhr von Calcium und Vitamin D achten. Während sich Calcium relativ gut über die Ernährung zuführen lässt, wird Vitamin D bei Menschen über 60 meist nicht mehr ausreichend vom Körper selbst gebildet. Deshalb sollten Sie beim Hausarzt Ihr Vitamin D im Blut bestimmen lassen. Wird ein Mangel festgestellt, sollten Sie sich ein Vitamin-D-Präparat verschreiben lassen.

Mein Arzt hat mir eine knochengesunde Ernährung empfohlen. Was bedeutet das konkret?

  • Dr. Guhl: Wer sich knochengesund ernähren möchte, sollte vor allem auf eine calciumreiche Ernährung achten. Reich an Calcium sind Milch und Milchprodukte, calciumreiches Mineralwasser und Gemüse. Mein konkreter Tipp: Trinken Sie täglich zwei Flaschen Mineralwasser mit mindestens 500 mg Ca – steht auf der Flasche. Essen Sie täglich zwei Scheiben Emmentaler Käse (1.100 mg Ca pro 100g) oder eine Ecke Schmelzkäse (600 mg Ca). Im Hinblick auf die Versorgung mit Vitamin D kann der Verzehr von fettreichem Fisch wie Lachs, Aal oder Makrele, die relativ viel Vitamin D enthalten, sinnvoll sein. Um einen möglichen Mangel auszugleichen, reichen die Fischgerichte allein jedoch nicht aus. Fragen Sie deshalb Ihren Arzt, ob Sie Vitamin D in Tablettenform zusätzlich nehmen sollten.

Warum sind eigentlich Rauchen und Alkohol schädlich für den Knochenstoffwechsel?

  • Dr. med. Hermann Schwarz, niedergelassener Orthopäde und Schmerztherapeut in Freudenstadt, Osteologe (DVO), Präsident der orthopädischen Gesellschaft für Osteologie (OGO), Freudenstadt: Auch wenn die genauen Zusammenhänge nicht endgültig geklärt sind, ist sicher, dass Rauchen und Trinken einer Osteoporose Vorschub leisten. Rauchen stört zudem die Knochenheilung nach Brüchen. Mögliche Ursachen können eine Schädigung der Knochen aufbauenden Zellen (Osteoblasten), hormonelle Veränderungen – beispielsweise im Zusammenspiel mit Kortison - oder eine Schädigung der Gefäße im Knochen sein. Welche konkreten Effekte das Rauchen hat, ist jedoch ebenso wenig geklärt wie der Effekt von Alkohol. Wahrscheinlich gibt es mehrere Einflüsse, etwa direkt auf die Osteoblasten, Störungen der Calciumaufnahme und des Calciumhaushaltes sowie negative Wirkungen auf knochenregulierende Hormone (Parathormon, Vitamin D).

Wegen Magenbeschwerden nimmt meine Frau ihre Osteoporose-Medikamente nicht regelmäßig ein. Das kann doch nicht gut sein? Gibt es keine Alternative?

  • Dr. Schwarz: Nur eine bestimmte Sorte von Osteoporose-Medikamenten können als Tabletten Magenbeschwerden verursachen. Es gibt eine Reihe Alternativen: so zum Beispiel Medikamente, die als Spritzen oder Infusionen in die Vene oder als Injektion unter die Haut gegeben werden können. Aber auch bei oraler Gabe gibt es Tabletten oder lösliches Pulver, die derartige Probleme nicht verursachen. Ihre Frau sollte darüber dringend mit Ihrem behandelnden Arzt sprechen und in Erwägung ziehen, die Medikation zu wechseln.

Was sagt eine Knochendichtemessung aus und gibt sie wirklich Aufschluss über den aktuellen Zustand meiner Knochen?

  • Dr. Schwarz: Die Knochendichtemessung ist nur ein Mosaikstein in der Bewertung, wie hoch das Risiko für eine Osteoporose ist – beziehungsweise wie hoch das Risiko für einen Knochenbruch durch geschwächte Knochen sein kann. Sie ist damit ein wichtiger und unverzichtbarer Bestandteil der Diagnose, sollte aber niemals isoliert betrachtet werden.

Seit einem Wirbelbruch fallen mir selbst kleine Verrichtungen im Haushalt schwer. Muss ich mich damit abfinden, bald ein Pflegefall zu werden?

  • Prof. Dr. med. Matthias Schieker, Spezialsprechstunde für Osteoporose und Alterstraumatologie im klinischen osteologischen Schwerpunktzentrum (DVO) der Universität München: Das gilt es natürlich zu vermeiden. Bei einem Wirbelkörperbruch sollten die Ursachen abgeklärt und die Osteoporose behandelt werden, um neue Brüche zu vermeiden. Das Risiko für einen neuen Bruch ist ohne Behandlung zwei- bis fünffach erhöht. Die Akutbehandlung umfasst eine ausreichende Schmerzbehandlung und möglicherweise eine Stabilisierung mithilfe einer Orthese. Bei über drei Wochen anhaltenden starken Schmerzen kann auch eine Auffüllung des Wirbelkörpers mit Zement angedacht werden. Insgesamt ist es wichtig, dass die Einschränkungen im täglichen Leben nicht zu einem vermehrten Abbau der Muskulatur führen, was wiederum eine weitere Schwächung bedeutet. Deshalb sind Schmerzfreiheit sowie aktive Physiotherapie und Bewegung oberste Ziele.

Da ich seit Jahren Cortison nehmen muss, habe ich Angst um meine Knochen. Kann ich einer Osteoporose vorbeugen oder ist das aussichtslos?

  • Prof. Dr. Schieker: Die sogenannten Glukokortikoide können die Knochen stark beeinträchtigen. In welchem Maße dies geschieht, ist von Patient zu Patient verschieden und auch abhängig von der eingenommenen Dosis. Auf jeden Fall ist es berechtigt, sich Sorgen um die Knochen zu machen und einen spezialisierten Osteologen aufzusuchen, der den Knochenstatus mittels Laboruntersuchung und Knochendichtemessung erhebt. Häufig muss aufgrund des erhöhten Knochenbruchrisikos eine spezifische Osteoporose-Medikation begonnen werden, um den Knochenabbau aufzuhalten. Auch eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D ist bei Einnahme von Glukokortikoiden ganz besonders wichtig.

Zur Behandlung meiner Osteoporose soll ich jetzt ein Medikament bekommen, das direkt in die biologische Regulierung des Knochens eingreift. Wie wirkt es und muss ich mit irgendwelchen Risiken rechnen?

  • Prof. Dr. Schieker: Es gibt verschiedene Medikamente zur Behandlung von Osteoporose. Am gängigsten sind Bisphosphonate, die als Tabletten oder als Infusion verabreicht werden können. Sie lagern sich im Knochen ein und verhindern den weiteren Knochenabbau. Andere Medikamente sind selektive Modulatoren des Östrogenrezeptors – sogenannte SERMs – oder Strontiumranelat. Das neueste Medikament ist ein biologischer Wirkstoff, der alle sechs Monate unter die Haut gespritzt wird und gezielt die Knochen abbauenden Zellen hemmt.

    Wie alle Medikamente haben auch Osteoporose-Präparate Nebenwirkungen, wobei die schwerwiegenden selten auftreten. Das Risiko, ohne Behandlung einen neuen Knochenbruch zu erleiden, ist weitaus höher. Da verschiedene Medikamente für die Therapie der Osteoporose zugelassen sind, kann fast für jede Patientin eine auf die individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Behandlung gefunden werden. Zusätzlich zur spezifischen Therapie muss eine ausreichende Versorgung mit Calcium und Vitamin D gewährleistet sein.

Seit einem Sturz will meine Schwester kaum noch vor die Tür gehen. Ich bin der Meinung, sie muss in Bewegung bleiben. Ihre Osteoporose wird doch nicht besser, wenn sie sich schont, oder?

  • Heide Ecker-Rosendahl, ehemalige deutsche Leichtathletin, Goldmedaillengewinnerin der Olympischen Spiele 1972, Diplom-Sportlehrerin, Botschafterin der Initiative „Gemeinsam für starke Knochen“, Leverkusen: Gerade bei Osteoporose ist körperliche Bewegung sehr wichtig, da die Muskelbewegungen einen positiven Reiz auf die Knochen ausüben. Außerdem fördert Sport das allgemeine Wohlempfinden und das Balancegefühl, sodass die bei Osteoporose so gefährlichen Stürze seltener vorkommen. Wahrscheinlich fühlt sich Ihre Schwester sehr unsicher und meidet die Bewegung aus Angst vor weiteren Stürzen. Sport unter Anleitung kann ihr helfen und ihr wieder Sicherheit geben.

Gibt es Sportarten, die ich trotz Osteoporose ausüben kann?

  • Ecker-Rosendahl: Ja, die gibt es. Dazu zählen vor allem Ausdauersportarten wie Nordic Walking oder eine auf die körperlichen Möglichkeiten abgestimmte Gymnastik. Auch Krafttraining ist durch den gezielten Muskelreiz sehr gut für die Knochen. Sportarten mit Sturzrisiko oder stark stauchenden Bewegungsabläufen wie Tennis oder Squash sind hingegen nicht so gut geeignet.
Quelle: deutsche journalisten dienste (djd),
Gesundheitsthemen